Chemikalienbindemittel  (20 Angebote unter 17.430.674 Artikeln)Zum Expertenwissen

Chemikalienbindemittel - für den sicheren Umgang mit Flüssigchemikalien und Öl

Der Umgang mit Öl und Chemikalien verlangt hohe Sicherheitsvorkehrungen. Um die Gesundheit und Umwelt zu schonen und zu schützen, muss auf den richtigen Umgang mit den Stoffen geachtet werden. So wird durch Auffangwannen und spezielle Untergrundversiegelungen vorgebeugt, dass Chemikalien nicht in den Untergrund eindringen können. Dies verhindert an festen Standorten zwar vorrangig das Eindringen der flüssigen Stoffe in den Boden, aber nicht überall. In der Industrie, auf dem Transportweg und in der Weiterverarbeitung können diese Schutzmaßnahmen durchgeführt werden. Da allerdings schon kleine Mengen verschiedenster Chemikalien und Öle zu starken Umweltverschmutzungen sowie Gesundheitsgefährdungen führen können, werden Chemikalienbinder zur vollständigen Aufnahme von verschütteten Flüssigkeiten eingesetzt.

Allrounder

Nach Möglichkeit sollten Sie sich für ein Chemikalienbindemittel entscheiden, das eine möglichst breite Palette an Chemikalien binden kann. So ersparen Sie sich im Notfall langes Suchen und können, ohne dass eine Momentanauswahl getroffen werden muss, einfach zugreifen und verwenden immer das richtige Produkt. Dadurch gewinnen Sie an Schnelligkeit, wenn es darauf ankommt. Verschmutzungen, die schnell aufgenommen werden, lassen sich leichter entfernen und haben nicht die Chance, sich weiter auszubreiten und in die letzten Winkel zu fließen.
Ein Kombinationsprodukt, welches es ermöglicht, auch Öle aufzusaugen, macht den Chemikalienbinder zum Allrounder. Ob in Industrieanlagen, der chemischen Industrie, in Werkhallen oder bei der Feuerwehr, überall, wo gefährliche und umweltverschmutzende Flüssigkeiten im Einsatz sind, welche in der Regel durch das Gefahrstoffsymbol "Umweltgefährlich" gekennzeichnet sind, sollte ein Chemikalienbinder nicht fehlen. Je nach Einsatzort und den dort am häufigsten vorkommenden Chemikalien können Sie eine Grundauswahl treffen und das richtige Bindemittel anschaffen.

Einfache oder reaktive Chemikalienbindemittel

Es bleibt Ihnen überlassen, ob Sie sich für einfache Chemikalienbindemittel entscheiden oder ein reaktives Bindemittel auswählen. Wichtig ist es jedoch, dass Sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen und sich über die Unterschiede bewusst sind.
Beim herkömmlichen Bindemittel wird die Flüssigkeit von einem Feststoff aufgenommen. Die Gefahren durch Eintreten und Verschleppen der Flüssigkeit wird gemindert. Das herkömmliche, auf Basis der Sorbtion arbeitende Bindemittel ist für jeden leicht und unkompliziert anwendbar. Wichtig ist, dass eine ausreichende Menge des stoffbindenden Feststoffs aufgebracht wird.
Reaktive Bindemittel reagieren mit dem aufzunehmenden Stoff. Da eine chemische Reaktion abläuft, sind sie nicht in der Lage, jeden Stoff gleich gut aufzunehmen und zu binden. Bei der ablaufenden chemischen Reaktion kann es zu neuen Gefahren kommen. Für den Einsatz von reaktivem Bindemittel ist Fachpersonal dringend erforderlich.

Klassifizierung und Kennzeichnung von Chemikalienbindemitteln

Damit Sie immer gleich wissen, welche Flüssigkeit Ihr bereitstehendes Bindemittel aufnehmen kann, gibt es eine einheitliche Kennzeichnung. Die Kennzeichnung wird vergeben, wenn die Richtlinien der Anforderungen vom Umweltbundesamt eingehalten werden.

• Die Kennzeichnung A erhalten alle Chemikalienbindemittel, die vorrangig Säuren aufnehmen und im pH-Wertbereich von 0 bis 7 wirksam sind.
• Die Kennzeichnung B erhalten Bindemittel, die gegen wässrige Laugen und organische Amine beständig sind. Sie müssen Flüssigkeiten im pH-Bereich von 7 bis 14 standhalten.
• Die Kennzeichnung F besagt, dass feuergefährliche Stoffe gebunden werden können. Brennbare Flüssigkeiten, teilweise auch Kohlenwasserstoffe, können durch das Bindemittel aufgenommen werden. Niedrigsieder mit einer Verdunstungszahl kleiner als 5 und mit einem Dampfdruck über 150 mbar bei 20 °C dürfen mit diesen Bindemitteln nicht aufgenommen werden. Vergewissern Sie sich über die Eigenschaften der Chemikalien beispielsweise in den Sicherheitsdatenblättern.
• Bindemittel mit der Kennzeichnung H sind für unpolare organische Stoffe geeignet. Die Aufnahme von Öl wird hierbei bewirkt. Die genaue Klassifizierung geht aus den Einteilungen für Ölbindemittel hervor.
• Die Kennzeichnung O sagt aus, dass oxidative Flüssigkeiten gut aufgenommen und eingebunden werden. Die Stoffe werden soweit gebunden, dass eine weitere Reaktion nicht stattfindet. Explosive Stoffe sind hierbei ausgeschlossen.
• Die Kennzeichnung P wird vergeben, wenn die Saugfähigkeit des Bindemittels ausreicht, um wässrige und polare Lösungen aufzunehmen. Das Bindemittel muss zwischen dem pH-Wert 4 und 11 wirksam sein, um dieser Klassifizierung gerecht zu werden. Besonders in der Anwendung bei Flüssigkeiten, die Gewässer und Böden gefährden, muss der Schutz durch das Bindemittel abgedeckt sein.
• Das V als Kennzeichnung steht für Vielzweckbinder und ist das in den meisten Bereichen eingesetzte Bindemittel. Es ist auf jeden Fall in pH-Wertbereichen von 1 bis 13 einsatzfähig und beständig. Dieses Bindemittel ist immer dann die beste Wahl, wenn Sie eine möglichst breite Palette abdecken müssen oder nicht genau wissen, welche Chemikalien gerade zur Verschmutzung geführt haben.

Zusätzliche Anforderungen

Damit Sie sicher sein können, dass nach dem Entfernen der Chemikalien auf Fahrbahnen der Gripp und die Haftung der Fahrbahnfläche wieder hergestellt ist, achten Sie darauf, dass die Chemikalienbindemittel auch dafür ausgelegt sind. Die Kennzeichnung mit dem Buchstaben R weist das Bindemittel als straßentauglich aus. Verwenden Sie für Verkehrswege nur solche Chemikalienbindemittel, damit eine ausreichende Rutschfestigkeit, auch bei Nässe, wiederhergestellt wird.
Im Bereich der Lagerung und im Transportwesen wird häufig auch ein Augenmerk auf die Langzeitbeständigkeit gelegt. Besonders lange beständige Bindemittel sind mit dem Buchstaben S gekennzeichnet.

Öle binden - eine besondere Herausforderung

Chemikalienbinder sollten nach Möglichkeit auch Öle binden können, damit Sie auch bei kleinen und großen Havarien das Grundwasser und den Boden bei Austritt schützen können. Bei herkömmlichen Einsätzen können Chemikalienbindemittel den gesonderten Einsatz von Ölbindemitteln teilweise bis vollständig überflüssig machen. Mit einem für die Ölbindung geeigneten Chemikalienbinder schlagen Sie sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe.

Die Körnung

Damit das Granulat bis in den letzen Winkel vordringen kann und auch Flüssigkeiten aufnimmt, die in Ritzen und kleine Vertiefungen geflossen sind, ist auf die Körnung zu achten. Diese ist auch ausschlaggebend für die Wirksamkeit des Bindemittels. Je feinkörniger das Produkt ist, desto mehr Oberfläche bietet es zur Anlagerung der Chemikalien und umso besser kann es auf unebene Flächen aufgebracht werden.
Allerdings erhöhen sich mit steigendem Feinkornanteil die Staubbelastung und der Verlust von Bindemittel durch Windverwehungen im Außenbereich. Grobe Körnungen können gerade im Bereich der Außenanwendungen besser verarbeitet werden. Kleine Körnungen ermöglichen eine vollständige Reinigung, da sich das Granulat wie eine einheitliche Schicht über die Verschmutzung zieht. Chemikalienbindemittel mit gelartiger Konsistenz bilden zusätzlich einen Damm, um ein weiteres Austreten von Chemikalien aus dem verschmutzen Bereich zu vermeiden, und grenzen dadurch die zu bearbeitende Fläche gleich mit ein, da sie als Sperre fungieren.

Die Dosierung von Chemikalienbindemitteln

Damit Sie die Verschmutzungen in ausreichendem Maß aufnehmen können, bringen Sie eine großzügige Menge an Chemikalienbindemittel auf. Berücksichtigen Sie hierbei, dass die Körnung eine wichtige Rolle in der Ergiebigkeit des Produktes spielt. Halten Sie sich strikt an die Mindestmenge und verwenden Sie im Zweifelsfall lieber zu viel als zu wenig Chemikalienbindemittel. Zu bedenken bleibt auch, dass das verwendete Bindemittel in den Sondermüll gehört und ordnungsgemäß entsorgt werden muss.

Vorratshaltung

Damit Sie immer eine ausreichende Menge an Chemikalienbindemittel für den Notfall parat haben, können Sie das Bindemittel in sicheren Behältern einlagern. Achten Sie darauf, dass die Lagerdauer nicht überschritten wird. Fünf Jahre sind als Soll angesetzt. Eine trockene Lagerung wird vorausgesetzt, damit das Granulat sich nicht vor der Verwendung mit Wasser anreichert und an Saugkraft verliert.